Liebe Leserinnen, liebe Leser,
an Tagen wie diesen greifen Kolumnisten gerne tief in die Zitatekiste. Also bitte: “Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten.” Sagte der chinesische Philosoph Konfuzius. Und damit willkommen in der deutschen Oster(un)ruhedebatte.
Meine Meinung dazu serviere ich Ihnen gleich vorweg: Die Absicht war gut, doch die Umsetzung leider grottenschlecht. Solange wir mit dem Impfen nicht hinterherkommen, sind Kontaktbeschränkungen sinnvoll und notwendig, denn sie wirken lebensrettend. Aber die staatlich verordneten “Ruhetage”, die Angela Merkel in der Bund-Länder-Schalte am Montag offenbar als Alternative zu nächtlichen Ausgangssperren aus dem Hut zauberte, waren eine Schnapsidee. Man kann das Land nicht von heute auf übermorgen einfach ausschalten. Milliardenschwere Kosten in den Unternehmen, eine noch größere Verunsicherung in der Bevölkerung und Superspreader-Events am Mittwoch vor Gründonnerstag in den Supermärkten wären die Folge gewesen.
Das muss auch der Kanzlerin gedämmert haben, als sie in einem ungewöhnlichen Schritt die
Kehrtwende vollzog und sich
beim Volk dafür entschuldigte. Man kann dies, wie einige eilige Kommentatoren heute, als Totalversagen der deutschen Corona-Politik geißeln. Man kann aber auch, frei nach Konfuzius, froh sein, dass die deutsche Regierungschefin noch rechtzeitig die Reißleine gezogen hat.
Immerhin besaßen die meisten Ministerpräsidenten heute die Größe, sich zu ihrer Mitverantwortung für das Tohuwabohu zu bekennen. “Es war unser aller Fehler” sagte etwa Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD), der die gemeinsamen Beschlüsse noch gestern gelobt hatte.
Das Vertrauen der Deutschen in das Krisenmanagement der politisch Verantwortlichen dürfte dennoch gelitten haben - es ist ohnehin seit einiger Zeit gesunken. Eine Mehrheit der vom Allensbacher Institut für Demoskopie Befragten findet die “Maßnahmen” willkürlich und widersprüchlich. Das war im vergangenen Jahr noch ganz anders.
Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend.
Ihr
MAZ-Chefredakteur