Liebe Leserinnen, liebe Leser,
es ist wieder einer dieser Tage, an denen wir gebannt auf Eilmeldungen schauen, die von einem schrecklichen Ereignis künden. Und wie immer - zumindest seit es das Internet und die sozialen Medien gibt - sprießen Spekulationen ins Kraut, machen Gerüchte und Verschwörungstheorien die Runde. Wer heute nach dem Vorfall in der Berliner Innenstadt etwa bei Twitter oder Facebook scrollte, der kann ein Lied davon singen.
Was wir - Stand später Nachmittag - wissen: In Berlin-Charlottenburg, unweit des Breitscheidplatzes, ist am Vormittag ein silberfarbener Renault Clio in eine Menschenmenge gefahren. Mindestens eine Person wurde dabei getötet, mindestens neun Menschen trugen Verletzungen davon. Über die Identität der Opfer ist bekannt, dass es sich bei der getöteten Person um eine Lehrerin aus Hessen handelt. Sie sei mit einer zehnten Klasse einer Schule aus dem nordhessischen Bad Arolsen in Berlin gewesen, teilte die hessische Landesregierung mit. Der Fahrer des Wagens ist laut Polizei ein 29 Jahre alter Deutsch-Armenier. Er wurde festgenommen.
Was wir nicht wissen, ist, aus welchem Motiv heraus der Mann agierte. Es gibt Hinweise, wonach es sich nicht um einen Terrorakt, sondern um eine
Amoktat aus persönlichen Motiven handeln könne. Die Polizei überprüft das derzeit. Über die aktuelle Entwicklung halten wir sie
hier auf dem Laufenden.
Der Ort der Tat ist ein besonderer. In unmittelbarer Nachbarschaft hatte 2016 ein islamistischer Attentäter einen Lkw in einen Weihnachtsmarkt gesteuert. Dabei starben 13 Menschen, mindestens 67 weitere Personen wurden zum Teil schwer verletzt. „Es klafft noch immer eine Wunde im Herzen dieser Stadt“, sagte ein Polizeisprecher heute. Auch deshalb ist es angebracht, nach einem solchen Vorfall nicht zu spekulieren. Jetzt geht es darum, den Opfern und ihren Angehörigen zu helfen, Augenzeugen und Einsatzkräfte psychologisch zu betreuen.
Ob der Ort bewusst gewählt wurde, oder ob es ein Zufall war, ist derzeit noch unklar.
Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.
Ihr
MAZ-Chefredakteur